Ein Beziehungsblog: Das Verhältnis von Veränderungen und Erwartungen oder warum uns diese zwei Biester zuweilen dazwischen funken


Beziehungsgeflüster


Heute habe ich mich für ein ganz besonderes Thema in meinem Blog entschieden. Am Wochenende hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Freundin über das Verhältnis von Veränderungen und Erwartungen in einer Beziehung. Erkenntnisse und allerlei Gedankengänge rund um das Thema ‚Beziehung‘ möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. 


Warum hast du dich so verändert?


Vermutlich hat jeder von euch diese Frage schon mindestens einmal in seinem Leben gehört. Vom engsten Familienkreis, vom Partner, von Freunden oder vielleicht sogar von Arbeitskollegen. Im Laufe der Jahre durchleben wir alle gewisse Veränderungen. Seien sie innerlich oder äußerlich. Veränderungen sind notwendig. Veränderungen definieren uns. Veränderungen schleichen sich ein. Manchmal frage ich mich aber, warum sich alles verändern muss. 

Wieso können wir zum Beispiel nicht einfach auf dem Stand des frisch verliebt Seins bleiben?


Am Anfang schweben uns tausend rosa Herzchen um den vernebelten Kopf herum, wenn wir auch nur ganz kurz an diese wundervolle, neue Person in unserem Leben  denken. Spaziergänge werden zu endlosen Gesprächen über Gott und die Welt, Fernseh- und Kinoabende erhalten einen sehr angenehmen Schmetterlingsbeitrag in der Bauchgegend und das gemeinsame Essen Gehen wird zur kulinarischen Offenbarung. Sätze wie ‚Ich liebe dich‘ und ‚Du bist die richtige Frau‘ oder wahlweise ‚Du bist der richtige Mann‘ erscheinen uns wie nie zuvor gehörte Liebeshymnen und jede kleine digitale Nachricht lässt unsere Herzen höher schlagen.


Was passiert aber nach der rosaroten Brille?


Man nimmt sie ganz einfach ab. Der Alltag schleicht sich ein und es stellt sich heraus, dass hinter diesen unfassbar perfekten Menschen eine ganze Reihe von Schwächen stecken. Ich will damit nicht sagen, dass man nicht lernen kann diese zu akzeptieren, aber am Anfang hat man die Person durch einen Nebel wahrgenommen, der sich jetzt schlicht und ergreifend lichtet. Aus einem netten Gespräch kann ganz schnell eine Grundsatzdiskussion über Müll raus bringen, Abwasch oder das sagenumwobene ‚Klobrille nach unten klappen‘ werden. Ein gemütlicher Fernsehabend erweist sich als fortlaufende Routine mit Smartphones in den Händen und schwindendem Interesse am Partner. Das Essen Gehen wird zur obligatorischen Jahrestagspflicht. Herzchen und rosa Wölkchen? Fehlanzeige. Schnell erweist sich der weiße Ritter als grauer Hofnarr, der es auch tatsächlich noch wagt mit Fragezeichen im Gesicht nach Hause zu kommen, wenn das Essen nicht pünktlich auf dem Tisch steht.


Aber nicht nur aus dem Ritter wird ein Hofnarr…


Auch aus der schillernden Prinzessin kann in Windeseile die kontrollierende Anstandsdame werden, die plötzlich seine Leidenschaft für ‚Männerzeugs‘ gar nicht mehr so aufregend findet wie noch zum Beginn der Beziehung. Sanfte Liebesschwüre werden zu: ‚Peter, hast du schon wieder der Kassiererin hinterher gesehen?‘, gut gemeinte partnerschaftliche Ratschläge gleichen plötzlich einem Mama-Kontrollversuch und die heißen Tagen im Bett sind sowieso gezählt. Das Allerschlimmste mit diesen Veränderungen ist jedoch, dass wir nie wieder zum Urzustand zurückkehren können und, dass die Erinnerungen an ‚den Anfang‘ uns zuweilen schwer im Magen liegen. Das neu gekaufte Spitzenkorsett wird von ihm mit müden Augen zwar zur Kenntnis genommen, aber das Einzige, was sich bei ihm nochmal aufrichtet, ist sein Torso um die Bierflasche auf den Wohnzimmertisch stellen zu können. Das romantische Candle-Light-Dinner nimmt sie zwar lächelnd zur Kenntnis, aber eigentlich hatte sie sich einen Wochenend-Trip nach Paris gewünscht.


Womit wir auch gleich zum zweiten Biest im Bunde kommen: Erwartungen.


Wir stellen Anforderungen an unseren Partner, die er oder sie vermutlich a) nicht mal kennt und b) resultierend aus a) somit nicht erfüllen kann. Miteinander zu sprechen wäre ja schlichtweg zu einfach, also platzieren wir kleine Botschaften in unseren Aussagen. ‚Melanie hat heute im Büro schon wieder Blumen von ihrem neuen Freund bekommen.‘ – Merke: Sie möchte Blumen geschenkt bekommen. ‚Peter’s Freundin hat ihn erst zum Fußball geschickt und zur Heimkehr ein saftiges Steak gebraten.‘ – Merke: Er will Sport anschauen und blutiges Fleisch essen. Aus Angst dem Anderen irgendwann etwas aufzudrängen, was er gar nicht möchte, behalten wir aber letztes Endes unsere Erwartungen für uns. Was jedoch nicht bedeutet, dass wir sie nicht trotzdem stellen.


Wie durchbreche ich diesen Teufelskreis?


Manchmal kann ein gutes Gespräch – wie am Anfang – einiges verändern. Manchmal führt es dazu, dass Mann und Frau bewusst wird: ‚Wir passen gar nicht zueinander‘. Manchmal erschaffen wir damit aber auch neue Beziehungsdimensionen, die noch viel besser sind als ‚der legendäre Anfang‘. In unserer heutigen Zeit neigen viele Paar dazu alles ‚hinzuschmeißen‘, wenn es beim ersten Anlauf nicht klappt. Früher – so hat meine Oma immer gesagt – hat man sich bemüht ‚kaputte Dinge‘ zu reparieren und genau das sollte man sich wohl manchmal auf das Beziehungsfähnchen schreiben. Nicht alle Erwartungen, die der Partner an uns stellt, sind unerfüllbar. Hier eine Aufmerksamkeit, da ein Kompromiss und der gemeinsame Abend kann schon wieder ganz anders verlaufen. Irgendwann schleicht sich wohl aber in jeder guten Beziehung eine gewisse Routine ein, aber es kommt auf uns selbst an, wie wir damit umgehen. Lassen wir uns von der Routine die Schmetterlinge rauben oder helfen wir mit kleinen Tricks nach uns diese wunderschönen Gefühle zu bewahren?


…zu guter Letzt ein paar Vorschläge die Beziehung wieder in Schwung zu bringen…


  • Ein Picknick im heimatlichen Wohnzimmer: Kerzen und eine Deckenlandschaft gepaart mit dem Lieblingsessen oder mundgerechten Häppchen
  • Ein Spaziergang zum Sonnenaufgang: zwei dampfende Kaffeebecher und die ersten Sonnenstrahlen des Tages gemeinsam auf der schläfrige Haut spüren
  • Ein spontaner Wochenendausflug ins Grüne oder in eine aufregende Stadt: im Gepäck nichts als gute Laune und Reiselust!
  • Ein gemeinsames Wellness- Verwöhn- Programm: eine gemütliche Badesession mit anschließender Massage und ausgiebigen Kuschelstunden im Bett, auf dem Sofa oder im Wintergarten!
  • Den Abend mal getrennt verbringen: Mit den Mädels Sex and City DVD’s in Endlosschleife oder mit den Jungs ein Bierchen kippen – und am Ende des Abends oder der Nacht gemeinsam im heimatlichen Bett die Zusammenkunft wieder genießen!
  • Oder vielleicht tatsächlich das offene, notwendige Gespräch führen, das man seit Tagen oder sogar schon seit Monaten vor sich herschiebt, um sich mal wieder auf einer Augenhöhe zu begegnen. 


Egal für welche Methode man sich entscheidet, man sollte immer mit dem Herzen dabei sein und sich auch an schlechten Tagen bewusst werden, warum man sich in den Partner verliebt hat. Veränderungen müssen nämlich nicht zwangsläufig immer negativ sein. Veränderungen können auch dazu führen, dass man sich entscheidet weitere Schritte in der Beziehung zu gehen. Hochzeit, Kinder oder ein eigenes Haus bauen. Wir selbst sind für die Veränderungen in unserem Leben verantwortlich und wenn wir mal ehrlich sind, sind es genau diese Dinge (in einem gewissen Alter), nach denen wir streben, wenn wir eine Beziehung eingehen. 


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Kommentare: 3
  • #1

    Angela (Sonntag, 10 Januar 2016 17:44)

    Toller Beitrag! und wirklich wahrheitsgetreu wobei ich aber nicht nur die Chronologie des Beitrages anspreche :-) Besonders auffallend die Frage " Hast du dich verändert?! " :-)

  • #2

    Federleicht (Mittwoch, 27 Januar 2016 15:55)

    Liebe Angela,

    vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich freue mich, dass Dir der Beziehungsblog gefällt. Manchmal ist das nämlich gar nicht so einfach etwas so "Alltägliches" passgenau rüber zubringen ;) Ich habe mich gerade durch Deine Webseite geklickt und würde mich über einen Austausch freuen!

    Liebe Grüße,
    Anna von Federleicht

  • #3

    Daniel Caballero (Freitag, 15 April 2016 02:47)

    Warum ein Mensch sich verändert und die Beziehung in die Brüche geht, das liegt meist an beide. Das Problem ist aber eher, dass man nicht miteinander redet und die Probleme aus dem Weg räumt. Wenn die Frau etwas an dem Mann stört dann sollte sie es ihm sagen und umgekehrt natürlich auch, Reden ist das Zauberwort. Das machen die meisten Paare einfach nicht. Toller Beitrag!

    Grüße

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